Blick auf die Geldpolitik Japans

Blick auf die Geldpolitik Japans

— Zürich, 4. August 2023, FiPAX —


In letzter Zeit hat die Bank of Japan (BoJ) umfangreiche Käufe von japanischen Staatsanleihen getätigt. Dies hat den Handel und die Liquidität dieser Anleihen an der Börse beeinträchtigt. Nun passt die BoJ ihre Geldpolitik an.

Im Rahmen ihrer lockeren Geldpolitik hat die Bank of Japan (BoJ) umfangreiche Käufe von japanischen Staatsanleihen durchgeführt und dabei den 10-jährigen Zinssatz in einem bestimmten Bereich gesteuert. Die Funktionsweise des japanischen Anleihenmarktes wurde durch die enge Kontrolle der Notenbank immer stärker eingeschränkt. Mehr als die Hälfte der Staatsanleihen gehört mittlerweile der BoJ, wodurch der Handel an der Börse dünn geworden ist und die Liquidität abgenommen hat. Dies hat die Verantwortlichen der japanischen Währungspolitik schließlich zu einer Anpassung bewogen.

Die Notenbank behält zwar den Zielbereich für den 10-jährigen Zinssatz von -0,5% bis 0,5% bei, den sie zuvor in mehreren Schritten erweitert hat, spricht jedoch jetzt von Referenzwerten statt von starren Grenzen. Die Anleihenkäufe zur Steuerung der Renditen werden nun oberhalb des Zielbereichs flexibel eingesetzt. Die entscheidende Verteidigungslinie liegt nun bei einer Rendite von 1%.

Durch die schrittweise flexiblere Interpretation des Zielbereichs wird die sogenannte Zinskurvenkontrolle immer weiter abgeschwächt und die Kräfte des Marktes gewinnen wieder an Einfluss.

Veränderungen in den Finanzströmen
Auf den ersten Blick mag die Anpassung der geldpolitischen Ausrichtung geringfügig erscheinen, jedoch ist die Bedeutung dieser Entscheidung für die Finanzmärkte nicht zu unterschätzen. Japanische Investoren haben mehr als drei Billionen US-Dollar im Ausland investiert, auf der Suche nach höheren Renditen. Sie sind bedeutende Inhaber von Staatsanleihen und Aktien. Die hohen Kosten für die Absicherung gegen Währungsrisiken machen diese Investitionen zunehmend unattraktiv. Wenn nun das Renditeniveau in Japan steigt, werden Teile dieser Vermögenswerte wieder aus den globalen Märkten ins Inland zurückfliessen. Dadurch könnten Märkte, in denen japanische Anleger erhebliche Bestände halten, unter Druck geraten.

Selektive Investitionen in japanische Staatsanleihen
Im Gegensatz zu vielen Regionen, in denen die Renditen wahrscheinlich ihren zyklischen Höchststand erreicht haben, befand sich Japan bisher in einer Niedrigzinsphase mit moderatem Renditeanstieg. Diese Phase der Ruhe dürfte am Markt für japanische Staatsanleihen nun vorüber sein. Bereits nach der Bekanntgabe der geldpolitischen Entscheidung sind die Renditen für 10-jährige Anleihen über die bisherige Obergrenze des Zielbereichs gestiegen.

In der nächsten Zeit werden die Marktteilnehmer erkunden, wie stark die BoJ das Renditeniveau verteidigt. Ein Anstieg auf das obere Limit von 1% wird in absehbarer Zeit wahrscheinlich nicht ohne Widerstand seitens der Notenbank erfolgen. Andere Laufzeiten, die nicht im Fokus der Notenbank stehen, werden von der neuen geldpolitischen Ausrichtung weniger beeinflusst sein. Die weltweite Abschwächung der Konjunktur und die Rückführung von Vermögenswerten dürften beispielsweise für stabilere Renditeverhältnisse bei 30-jährigen japanischen Staatsanleihen sorgen. Daher sollte der Investor beim Kauf von japanischen Staatsanleihen selektiv vorgehen.

Rückgang des Renditenachteils begünstigt die Erholung des Yen Die äusserst expansive Geldpolitik der BoJ hat den japanischen Yen jahrelang belastet. Dies wurde durch den globalen Zinserhöhungszyklus der letzten anderthalb Jahre noch verstärkt, da der Renditenachteil Japans gegenüber anderen Regionen weiter zugenommen hat. Die Bewertung gemäss der Kaufkraftparität ist historisch niedrig, nicht nur im Vergleich zum USD. Mit der Anpassung der Zinskurvenkontrolle dürfte der Renditenachteil gegenüber den globalen Staatsanleihenmärkten nun etwas abnehmen, was dem Yen zugutekommen kann. Die Weltwirtschaft wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr weiter abkühlen, was die Renditen der globalen Staatsanleihen unter Druck setzen wird. Ab Anfang 2024 werden voraussichtlich auch die ersten Zinssenkungen in anderen Industrieländern erwartet. In einem Umfeld mit verringertem Zinsnachteil, einer relativ robusten Konjunktur in Japan und einer steigenden Nachfrage nach sicheren Häfen wird der Yen wahrscheinlich langsam, aber deutlich an Wert gewinnen und seine Unterbewertung verringern.

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