Schweizer Inflation über dem Ziel der Nationalbank: Prognosen und Aussichten für die Wirtschaft

Schweizer Inflation über dem Ziel der Nationalbank: Prognosen und Aussichten für die Wirtschaft

— Zürich, 27. September 2023, FiPAX —

Die Inflation wird voraussichtlich noch einige Zeit über dem Ziel der Nationalbank liegen. Trotz eines kürzlichen signifikanten Rückgangs der Inflation wird sie in der Schweiz weiterhin für eine längere Zeit bestehen bleiben.

In der Schweiz wird erwartet, dass die Preissteigerungen bis zum Jahresende leicht anziehen werden. Derzeit liegt die Inflationsrate bei 1,6 Prozent. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht davon aus, dass die Inflation im kommenden Jahr auf 2,2 Prozent steigen wird.

Die Gründe für diesen erneuten Anstieg sind hauptsächlich zweifach: Die Energiekosten sollen zu Jahresbeginn erneut steigen, und auch Mietsteigerungen beeinflussen die Inflationszahlen. Nach der Erhöhung des Hypothekenreferenzzinssatzes im Juni werden die meisten Mietanpassungen voraussichtlich zu Beginn des Oktobers umgesetzt. Dies wird sich in den kommenden Monaten in den Inflationszahlen widerspiegeln.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Einfluss der Mietsteigerungen auf die Inflationszahlen keine Preisspirale auslösen wird. Gemäß den aktuellen Erwartungen der SNB wird die Inflationsrate bis 2025 unter das langfristige Ziel der SNB von 2,0 Prozent fallen. Dies wird durch eine möglicherweise stärkere als erwartete wirtschaftliche Verlangsamung begünstigt, die Preisdruck dämpfen könnte.

In der vergangenen Woche aktualisierte das Expertengremium des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) seine Wirtschaftsprognosen für die aktuellen und kommenden Jahre. Die wirtschaftliche Expansion wird in diesem Jahr stärker erwartet als zuvor angenommen, wobei die Prognose von 1,1 Prozent auf 1,3 Prozent angehoben wurde. Die Prognose für das Jahr 2024 wurde jedoch von 1,8 Prozent auf 1,6 Prozent gesenkt. Insgesamt wächst die Schweizer Wirtschaft, aber dieses Wachstum liegt historisch unter dem Durchschnitt.

Diese Erwartungen haben auch in den letzten Wochen Auswirkungen auf den Schweizer Aktienmarkt gehabt, insbesondere auf kleinere Schweizer Aktien (Small Caps). Gleichzeitig könnten sie eine Rolle in der Zinsentscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gespielt haben. Die SNB hat am letzten Donnerstag überraschend den Leitzins bei 1,75 Prozent belassen, während viele eine weitere Erhöhung auf 2,0 Prozent erwartet hatten. Darüber hinaus deutete die Zentralbank auf relativ wenig Handlungsbedarf in den kommenden Monaten hin.

Mit der Unterbrechung des Zinserhöhungszyklus befindet sich die SNB in guter Gesellschaft. Vier von fünf großen Zentralbanken in industrialisierten Ländern haben kürzlich ihre Leitzinsen unverändert gelassen. Dies deutet auf ein bevorstehendes Ende des globalen Zinserhöhungszyklus hin.

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Die Vereinigten Staaten stehen der Gefahr einer erneuten Zahlungsunfähigkeit gegenüber, nicht aufgrund des Erreichens der Schuldengrenze, sondern aufgrund von Meinungsverschiedenheiten bei der Haushaltsplanung für das Haushaltsjahr ab dem 1. Oktober. Die Zuständigkeit liegt beim US-Kongress. Zuerst muss das Repräsentantenhaus die zwölf Einzelpläne vorschlagen, die den Gesamthaushaltsplan ausmachen werden. Dann müssen auch die Demokraten im Senat zustimmen. Allerdings sind selbst die Republikaner im Repräsentantenhaus bereits gespalten, mit vielen Meinungsverschiedenheiten, wie etwa Hilfe für die Ukraine, die Behandlung des Untersuchungsbudgets von Trump oder das geplante Haushaltsdefizit im Allgemeinen. Eine vorübergehende Lösung bis zum 17. November scheint in Sicht zu sein.

Ökonomen prognostizieren einen signifikanten Rückgang der Inflation in Deutschland. Sie erwarten, dass die Verbraucherpreise in Deutschland im September durchschnittlich nur um 4,6 Prozent gestiegen sind. Dies wäre der niedrigste Wert seit Februar 2022 und ein deutlicher Rückgang gegenüber August, als die Inflation bei 6,1 Prozent lag. Ein bedeutender Faktor für diesen Rückgang ist die Aufhebung des 9-Euro-Bahn-Tickets und des Kraftstoffrabatts, den die deutsche Bundesregierung von Juli bis August 2022 eingeführt hatte. Die erste offizielle Schätzung des Statistischen Bundesamtes wird am Donnerstag veröffentlicht.

Die Schweizerische Nationalbank wird in Kürze ihre Direktion komplettieren. Antoine Martin wird Andréa Maechler nachfolgen, die im Juni ihren Rücktritt angekündigt hat. Der 54-jährige Vauder ist derzeit als Finanzforschungsberater für Finanzstabilitätspolitik an der Federal Reserve Bank of New York tätig. Der Ökonom wird seine neue Position Anfang 2024 antreten.

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